Großmuttertal

Besuchen Sie das Schloss in Ratibořice

- Sommersitz inmitten der idyllischen Landschaft des Großmuttertals

 

Das ursprüngliche Barockschloss wurde zwischen 1702 und 1708 von Fürst Lorenzo Piccolomini errichtet und war ausschließlich für Sommer- und Jagdaufenthalte bestimmt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde es um einen langen Nordflügel erweitert. In den Jahren 1825 und 1826 wurde der Bau im Empire-Stil umgestaltet und diente Katharina Wilhelmine, Herzogin von Sagan und Prinzessin von Kurland, als Sommerresidenz. Dort empfing sie Gäste wie den russischen Zaren Alexander I. oder Fürst von Metternich, einen ihrer engsten Vertrauten. Für die Umgestaltung der Innenräume wurde die Schlosskapelle aufgelöst. Die Innenausstattung im ersten Geschoss geht genau auf diese Zeit zurück und besteht aus wertvollen Sammlungen von Möbeln, Gemälden, Grafiken, Glasarbeiten, Porzellan und weiteren Gegenständen aus dem letzten Drittel des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In den Salons im Erdgeschoss treffen die Besucher auf Installationen, die mit dem Fürstenhaus Schaumburg-Lippe zusammenhängen, dem das Schloss seit dem Jahr 1842 gehörte. Ausgestellt sind Familienbilder aus dem 19. und 20. Jahrhundert, aber auch Porträts der dänischen Prinzessin Louise (sie lebte nach der Hochzeit mit Friedrich zu Schaumburg-Lippe in Ratibořice) und ihrer königlichen Eltern. Daher gehören auch andere aus Dänemark stammende Exponate zur Installation. Das Schloss ist von einem weitläufigen Landschaftspark umgeben, der zwischen 1810 und 1839 unter der Leitung der Gärtner Karel Binder und Gottlieb Bosse gestaltet wurde. Südlich des Schlosses steht ein Jagdpavillon im Empire-Stil. Nahe dem Schloss wurde ein kleiner Teich angelegt, und am westlichen Rand des Englischen Landschaftsparks befindet sich eine Orangerie, die ursprünglich als „Ananashaus“ bezeichnet wurde.

Flussaufwärts, etwa ein Kilometer vom Schloss entfernt, stehen eine Mühle aus dem Jahr 1773 (Antonín Ruder), das benachbarte Mangel-Gebäude aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, eine Statue der Jungfrau Maria von 1796 und die Figurengruppe „Großmutter mit Enkelkindern“ („Babička s vnoučaty“) aus dem Jahr 1922 (Otto Gutfreund und Pavel Janák). Noch weiter flussaufwärts befindet sich die sogenannte Alte Bleiche aus dem Jahr 1797 (errichtet von Antonín Ruder), ein Fachwerkhaus mit typischem Schindeldach. Die Umgebung und das Leben in Ratibořice zu Zeiten der Herzogin von Sagan wurden in dem berühmten Roman „Babička“ („Die Großmutter“) von Božena Němcová festgehalten. Die tschechische Nationaldichterin verbrachte hier ihre Kindheit.

Das Gelände des Staatlichen Schlosses in RATIBOŘICE ist im Zusammenhang mit dem literarischen Werk von Božena Němcová als Nationales Kulturdenkmal Großmuttertal (Babiččino údolí) ausgewiesen. Der weitläufige Landschaftspark in all seiner Natürlichkeit mit den Auenwiesen an der Aupa (Úpa), die rustikalen Gebäude eines Gutshofs, die Wassermühle und die Mangel, aber auch das Gasthaus und die Alte Bleiche – sie alle bilden bereits seit dem 18. Jahrhundert den Rahmen einer herrschaftlichen Sommerresidenz. Das Areal repräsentiert eine erhalten gebliebene kultivierte Umgebung, bewohnt von adeligen Besitzern und einfacher Landbevölkerung im Geiste der Aufklärung und Romantik des 19. Jahrhunderts. Das Schloss, der unauffällige Landsitz der Herzogin von Sagan, diente zur Zeit der Napoleonischen Kriege als Treffpunkt für Politiker und Staatsmänner und spielte damit auch eine Rolle bei der folgenden Neuordnung Europas. Im Jahr 2013 jährte sich dieses ruhmreiche Kapitel in der Geschichte von Ratibořice zum 200. Mal. Erwähnenswert sind die technischen Denkmäler – nicht nur die Mühle und Mangel, sondern auch das fragmentarisch erhaltene Bewässerungssystem, das in der Vergangenheit eine intensive Wiesenbewirtschaftung ermöglichte.

© I. Češka, Kastellan SV Ratibořice